Juhu! Jetzt ist er durchgeknallt, der Epe! Oder? Na, ein wenig sicherlich, aber das ist genetisch. Ihr könnt hier einen kleinen Rückblick auf meine letzten Tage und Veranstaltungen, auf denen ich zu Gast sein durfte, lesen. Wichtiger ist aber ein kleiner Ausblick auf eine neue Idee für 2019.
Zu den Veranstaltungen gehörten das Forum Innovation, das vor ein paar Tagen vom Deutschen Caritasverband zusammen mit der Fortbildungsakademie der Caritas im Kreativpark Lokhalle in Freiburg stattfand, genauso wie der #SocialTalk2018, der vom „Institut für Zukunftsfragen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft“ an der EH Darmstadt durchgeführt wurde (hier durfte ich Jos de Blok von Buurtzorg kennenlernen).
Es gehört eine Veranstaltung zum Thema Personalentwicklung bei der DHBW ebenso dazu wie die Jahreshauptversammlung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Baden-Württemberg. Last but not least zu erwähnen ist eine Veranstaltung des Diözesan-Caritasverbands Aachen.
Ich war bei den genannten Veranstaltungen eingeladen, Vorträge und Workshops zu den Themen New Work und Innovation, digitale Transformation und deren Verbindung zur Innovationsfähigkeit sozialer Organisationen, Organisationsentwicklung und Personalentwicklung in Zeiten des Fachkräftemangels zu halten.
Und das oben waren nur die Veranstaltungen der letzten zwei Wochen. Unmöglich, ehrlich gesagt, und ich bin gerade heilfroh, dass ich bis 2019 keine weitere Veranstaltung mehr habe. Warum heilfroh? Dazu später mehr…
Wie geht Innovation?
Kulturwandel gelingt nur durch Wandel der Strukturen, Prozesse und Rituale. *Ihr* seid die Organisation sagt @HendrikEpe pic.twitter.com/X0H7JiVUnY
— Janine Rhode (@Ja_Rho) November 9, 2018
Alle Veranstaltungen, Vorträge, Workshops etc. haben richtig Spaß gemacht und sind – wenn ich das Feedback nicht komplett falsch einschätze – auch ganz passabel angekommen. Aber darum geht es mir nicht.
Mir geht es darum, dass die Teilnehmer*innen beim Forum Innovation in Freiburg in einem nach den Vorträgen folgenden Workshop aufgefordert waren, zu verschiedenen Thesen von Johannes Landstorfer, dem Koordinator für die digitale Agenda des DCV, zu arbeiten.
Arbeiten hieß konkret: Was macht die Caritas bezogen auf die jeweilige These und wie kann man das in einer knackigen Überschrift zusammenfassen. Dafür war 20 Minuten Zeit.
Hier die Thesen:
@twinnes zündet vier Thesen mit Innovations-Sprengstoff:
1. Wissen teilen: früher, schneller quer zu Strukturen
2. Caritas-Angebote brauchen Produktmanagement
3. „Nah am Nächsten“ heißt nutzer-zentriert oder sogar mit Nutzer*innen gestaltet
4. Diversität: Blickwinkel, Methoden pic.twitter.com/zDt0QccogP— Caritasverband für die Diözese Limburg (@DiCV_Limburg) November 9, 2018
Ich war in der Arbeitsgruppe zur ersten These:
Für strukturierte Innovation müssen wir Wissen, Ideen und Daten teilen – früher und schneller und quer zu den Strukturen!
Meine Lieblingsthese von @twinnes beim Forum Innovation in der Caritas: Ohne Wissen zu teilen läuft nix mehr. pic.twitter.com/0bm3XKNDE8
— Julia Kleine (@julia_kleine) November 9, 2018
Und unsere Überschrift lautete:
P hoch K gleich I
Das klingt auf den ersten Blick seltsam und vielleicht nicht unbedingt wie eine Überschrift der Bild. Vielleicht eher Feuilleton (schreibt man das so?) der FAZ. Auf den zweiten Blick ist es aber recht klar:
P steht für das Problem.
K steht für Kooperation.
Und I steht – logisch auf dem Forum Innovation – für Innovation.
Und die Erläuterung ist auch recht einfach: Innovation und insbesondere soziale Innovation braucht zunächst immer ein Problem, das gelöst werden muss: Soziale Innovation als Selbstzweck macht keinen Sinn und ist ggf. sogar gefährlich, wenn die Folgen sog. Innovationen nicht berücksichtigt werden. Wenn das jeweilige Problem jetzt in Kooperation verschiedener Akteure angegangen wird, ist wahrscheinlich, dass die sich aus der Problemlösung ergebende Innovation „besser“ ist, als eine isolierte Herangehensweise. Auf die These bezogen:
Für strukturierte Innovation müssen wir in der Problemlösung kooperieren und damit Wissen, Ideen und Daten teilen!
So weit, so logisch.
Kooperation ist in der Realität harte Arbeit
Ein Problem ist hingegen, wie Kooperation unterschiedlicher Beteiligter gelingen kann.
Bei meinen Beratungsmandaten stelle ich übergreifend fest, dass alle Organisationen, alle Beteiligten, alle Verantwortlichen an gleichen oder zumindest ähnlichen Themen arbeiten (sonst wäre mein Geschäftsmodell in Gefahr 😉
Wer aber kooperiert in der Problemlösung mit wem? Und ganz ehrlich: Die Probleme der Kooperation beginnen doch in der eigenen Organisation! Allein die Zusammenarbeit unterschiedlicher Abteilungen der gleichen Organisation ist alles andere als einfach bis hin zu teilweise unmöglich.
Ja klar, neue Organisationsstrukturen erfordern netzwerksartige Strukturen, die das Abteilungsdenken überwinden. Neue Herausforderungen erfordern interdisziplinäre Teams, die gemeinsam an Lösungen arbeiten. Wir brauchen „agilere“ Organisationen, mehr „New Work“ und alles, was sich tatsächlich hinter den Buzzwords verbirgt.
Aber: Noch sind viele Organisationen, Vereine und Wohlfahrtsverbände nicht netzwerkartig strukturiert. Noch sind viele Arbeitsweisen in (nicht nur) sozialen Organisationen mehr als hierarchisch strukturiert. Und vor allem: Die Hierarchie steckt in den Köpfen nicht nur der Führungskräfte, sondern auch der Mitarbeitenden. Wer sagt mir denn, zum Kuckuck, was ich machen soll, wenn es keinen Chef mehr gibt?
„Ich musste in meinen ganzen (organisationalen) Leben noch nie selber entscheiden! Nicht in der Schule, in der Hochschule auch nicht geschweige denn in der Ausbildung! Und in der Arbeit soll ich jetzt plötzlich kooperieren, agil arbeiten, selbstorganisiert, ganzheitlich und sinngetrieben? Hömma!“
Das ist auch der Grund, warum es so einfach ist, über „New Work“ zu reden genauso, wie es so einfach ist, über die digitale Transformation zu reden. New Work zu leben hingegen ist mehr als schwer und erfordert permanente Reflexion eigener Haltungen und Ansichten! Ich bin ehrlich gesagt immer noch etwas fasziniert von der spürbaren Haltung von Jos de Blok, der diese „New Work Haltung“, dieses Mindset oder wie auch immer man das nennen will, mit jeder Faser lebt.
Koopkurrenz
Aber nochmal: Wenn Kooperation schon intern nicht funktioniert, wie soll dann, bitte schön, Kooperation über Organisationsgrenzen hinweg erfolgen?
Wie kann es gelingen, Kooperation trotz (oder gerade aufgrund der) Konkurrenz zu leben?
Das Konstrukt der Koopkurrenz gibt es tatsächlich und wurde bspw. von Werner Schönig im Buch „Koopkurrenz in der Sozialwirtschaft – Zur sozialpolitischen Nutzung von Kooperation und Konkurrenz“ beschrieben. Nur kurz: Schönig schreibt:
„Koopkurrenz in der Sozialwirtschaft bezeichnet die Gleichzeitigkeit von Kooperation und Konkurrenz, welche durch die Sozialpolitik gewollt, genutzt und reguliert wird. Dabei ist die Trennung oder auch Zusammenführung der beiden widersprüchlichen Handlungsmodi für die Akteure eine neue und komplexe Aufgabe.“
Und weiter:
„Soziale Dienste können, sollen und müssen gleichzeitig kooperieren und konkurrieren, wobei die Regeln dieser Koopkurrenz vom Staat vorgegeben werden. In der Sozialwirtschaft unterliegt die Koopkurrenz somit besonderen staatlich gesetzten Spielregeln. Sie überlagern die allgemeinen Regeln und erzeugen jene Verhaltenstypen, Mischformen und Prozesse, welche das aktuelle Bild der Sozialwirtschaft prägen“ (S.12).
Schon hier wird deutlich: Einfach ist das nicht! Und die Sozialpolitik fordert und fördert Koopkurrenz vornehmlich bezogen auf inhaltliche Aspekte. Zu nennen ist das Thema Migration und die überaus erfolgreiche Kooperation der Träger und Verbände als nur ein Beispiel für gelingende Kooperation.
Hinsichtlich der Zukunftsthemen „Innovation, New Work, digitale Transformation“ hingegen ist eine Kooperation nicht leicht zu verwirklichen (auch wenn durch die BAG-FW auf Bundesebene die richtigen Schritte gegangen wurden), da neue Ideen im Kontext der angesprochenen Punkte im Alltag, an der Basis der Organisationen die Konkurrenz in den Vordergrund rücken lassen:
„Wenn ich bei der Digitalisierung weit bin, zeige ich das nicht zwingend meinem Konkurrenten, der dadurch womöglich Vorteile generiert.“
Verbandsintern mag das noch möglich sein, über die Verbandsgrenzen hinaus jedoch ist eine solche Transparenz wahrscheinlich unmöglich.
Lösung? #NSWLE, oder: Lasst uns Menschen zusammenbringen
Wie kann es aber gelingen, die Kooperation, den Austausch und vor allem das Lernen voneinander zu ermöglichen, wenn die Verbandsgrenzen dem offenen Austausch ggf. entgegenstehen?
https://twitter.com/HendrikEpe/status/1063429798201049089
Der Tweet oben ist entstanden nach dem sehr spannenden Workshop zum Thema „New Work“ beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg: Nachdem der Beamer nicht funktioniert hat, hat sich der Raum geöffnet. Lernen wurde möglich, die Menschen kamen viel näher zusammen.
Und so ähnlich kann auch die New Social Work Learning Experience (#NSWLE) stattfinden:
Es sind Menschen zusammenzubringen, Menschen, die sich offen miteinander auf eine gemeinsame (kleine) Lernreise begeben wollen. Konkret ist meine Überlegung, im Jahr 2019 die erste New Social Work Learning Experience anzubieten!
New Social Work Learning Experience???
Hippe Begriffe, die aber den Kern treffen:
Mir geht es um eine Lernreise, in der sich die Reisenden auf die Suche nach Erfahrungen unterschiedlicher sozialer Organisationen zu den Themen Digitalisierung, New Work und Innovation machen. Es geht darum, zu einem bestimmten, noch zu bestimmenden Zeitpunkt einen gemeinsamen Lernraum zu schaffen.
Das gelingt vielleicht besser ohne verbandliche Anbindung, übergreifend und unabhängig.
Ich stelle mir vor, an einem Tag im Jahr 2019 in einer Stadt (ggf. wird der Start aus nachvollziehbaren Gründen in Freiburg stattfinden 😉 mit einer überschaubaren Anzahl von Menschen einen Tag zu verbringen und vielleicht drei unterschiedliche Organisationen zu besuchen, die sich den o.g. Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln widmen.
Vorträge, Diskussionen, Workshops werden verbunden, um in kurzer Zeit neue Impulse für die eigene Organisation zu bekommen.
Also: Wer von Ihnen und Euch Lust hat, sich auf eine entsprechende Reise zu begeben, schickt mir am Besten gleich eine kurze Mail mit dem Betreff #NSWLE (oder sowas ähnliches).
Ich plane dann, wie viele Menschen unterwegs sein können, wie hoch die anzusetzenden Kosten sind und wie ein genauer Ablauf aussehen kann. Die Freiburger Organisationen habe ich im Übrigen schon im Blick 😉 Es folgen selbstverständlich weitere Ausführungen und genauere Infos dazu…
In diesem Sinne:
Koopkuriert in den nächsten Tagen und Wochen, begebt Euch auf eigene analoge und digitale Lernreisen, reflektiert Eure Erfahrungen und gestaltet gemeinsam die Zukunft!
P.S.: Warum ich so froh bin, jetzt keine Termine für #IdeeQuadrat mehr zu haben? Weil ich selbst eine Jahresendreflexion brauche, um das mehr als ereignisreiche Jahr 2018 Revue passieren zu lassen und über neue Ideen, Wege und Möglichkeiten für 2019 nachzudenken. Ich brauche gerade eine Zeit zum durchatmen! Und ich will über die Frage hier nachdenken:
Ich greife meine gestrige Begegnung mit @josdeblok auf, der die Frage stellt:
"How can we create more #meaningful things in life?"
Meine Übersetzung lautet:
"Wie gelingt es uns, mehr bedeutungsvolle Dinge zu tun?"
Und jetzt ihr…. pic.twitter.com/zvC0VciATQ
— Hendrik bleibt zu Hause! (@HendrikEpe) November 14, 2018
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