Zwischenruf Digitalisierung: die 3. Alternative

die 3. Alternative

Inhalt:

Dieser Beitrag – das als kurze Einleitung – ist eine Erläuterung zu einem meiner letzten Tweets:

https://twitter.com/HendrikEpe/status/997050842208448513

In den sozialen Medien stößt – ein Problem sozialer Medien – eine entsprechende Aussage auf unterschiedliche Reaktionen, wobei der Hintergrund des Gedankens nicht in seiner Ganzheit deutlich werden kann.

Der Hintergrund meines Gedanken war der Besuch einer Veranstaltung zum Thema „Wissenschaft und Politik“ in Stuttgart. Bei dieser Veranstaltung hat Prof. Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), in sehr anschaulichen Slides und einem lebhaften Vortrag die Situation Deutschlands in Bezug auf die Digitalisierung dargelegt.

Die formulierten Erkenntnisse waren wenig neu, aber – wie gesagt – sehr anschaulich aufbereitet:

Deutschland: eigentlich abgehängt?!

Deutschland ist im Kontext der Digitalisierung – diplomatisch formuliert – nicht die Sperrspitze der Entwicklung. Vielmehr sind wir als eine der größten Industrienationen weltweit von den sich vollziehenden Entwicklungen mehr oder weniger abgehängt.

Das hat unterschiedlichste Gründe, angefangen vom Beharrungsvermögen alter Industrien über die deutsche Kultur hinsichtlich Innovationen gegenüber bis hin zu anderen politischen Systemen (die demokratischen Strukturen in China sind nicht unbedingt ausgeprägt und deren Datenschutz ist ein anderer), die hier nicht erläutert werden können.

Alternative 1: Mithalten wollen!

Für mich deutlich wurde jedoch, dass wir in allen möglichen Bereichen permanent versuchen, den Anschluss zu halten: Wir brauchen mehr Startups, wir brauchen mehr Breitband, wir brauchen mehr Flugtaxis, wir brauchen mehr Amazons und Googles auch in Europa, mehr künstliche Intelligenz und virtuelle Realitäten und so weiter und so fort.

Mit Blick auf die im Spiel befindlichen Gelder, mit Blick auf das schon angesprochene andere politische System in bspw. China gegenüber Deutschland, mit Blick auf den Vorsprung, den die GAFAs haben stellt sich jedoch die Frage, ob der Versuch, aufholen bzw. mithalten zu wollen, nicht grundsätzlich zum Scheitern verurteilt ist:

Können wir mit unseren Mitteln, unserer Historie, unseren Industrien, Kulturen, unserem Beharrungsvermögen, unserer „German Angst“ etc. überhaupt den Anschluss halten?

Alternative 2: Ich will so bleiben, wie ich bin!

Diese blöde Zwischenüberschrift soll eigentlich nur verdeutlichen, dass die oftmals propagierte 2. Alternative die Beharrung im Status Quo ist:

Bitte keine Veränderung, bitte schön so weitermachen, wie bisher, schön so bleiben, wie wir sind. Das mit diesem Interwebz kriegen wir auch noch rum!

Hier sehe ich die Warner und Pessimisten, die Spitzers dieser Welt, die mit den Ängsten der Menschen auch noch Geld verdienen und schön bei dem bleiben wollen, was ist. In unserem Sozialsektor begegnet mir diese Einstellung leider ebenfalls und oftmals gar nicht von den Organisationen, die von den Veränderungen wirklich betroffen sind. Vielmehr sind es die  Professor*innen und Studierenden in unserem Bereich, Menschen also, die das Internet mit der Ablösung des Faxgerätes bzw. der Nutzung von Facebook für den Versand von Katzenvideos verbinden (jetzt bin ich wieder einmal pauschal, verallgemeinernd und böse, aber es ist nunmal ein Blog und keine Doktorarbeit, Gott sei Dank), aber das wäre ein anderes, größeres Thema…

Noch einmal kurz:

Als Gegenentwurf zum Versuch, mithalten zu wollen, sehe ich eine zunehmende Skepsis der Digitalisierung gegenüber, die pessimistisch und angstgetrieben Entwicklung und Innovation verhindern will.

Die 3. Alternative: Zukunft gestalten

Wenn jetzt aber beides nicht funktionieren kann, der Anschluss also weg ist und alle Versuche, dranzubleiben, maximale Verunsicherung und Frust auf allen Seiten (Menschen, Organisationen, der Gesamtgesellschaft) hervorrufen:

Welche Alternative gäbe es?

Hier war die Überlegung, die Digitalisierung nicht zu verteufeln und zurück in unsere sicheren Höhlen zu krabbeln, sondern basierend auf den sich ergebenden Entwicklungen unsere Kräfte zu bündeln und für die Neuausrichtung einer menschlichen, sozialen, nachhaltigen, offenen Gesellschaft zu einzustehen, die die Anforderungen der sich vollziehenden Entwicklungen gestaltet kann.

Somit noch einmal:

Lohnt es sich, den technischen Entwicklungen hinterherlaufen zu wollen als Alternative 1? Oder lohnt es sich, die Digitale Transformation zu verteufeln und so weitermachen zu wollen wie bisher?

Oder wie sähe eine 3. Alternative aus? Wie sähen die Erfolgskriterien für diese 3. Alternative aus? Wie kann Verbindung der beiden Welten – technischer Fortschritt und Menschlichkeit – gelingen?

Wäre Europa als Reallabor einer anderen, zukunftsfähigen, nachhaltigen, viel weniger auf Konsum und stattdessen auf Kollaboration und damit echte Zusammenarbeit setzende Gesellschaft nicht wirklich attraktiv?


P.S.:

Ich hab vor kurzem das Buch „Die 3. Alternative“ von Stephen R. Covey* auf dem Flohmarkt für 2 Euro gekauft und gelesen. Keine wirklich neuen Erkenntnisse, aber gleichwohl lohnenswert, nicht im Schwarzweiß-Denken hängen zu bleiben und über echte Alternativen nachzudenken…

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